Andrea Tippel
Memento Muri
The artist Andrea Tippel was born in Hirsau in Black Forest in 1945 and died in Berlin in 2012. Her oeuvre can be understood as a transcript of personal reflection characterised by great openmindedness. After all, it is her artistic goal, she stated in conversation with philosopher Hans-Joachim Lenger, “to know what’s going on here, with us and around us”.
“In the fifth house of the present sits the phantom of the horizon in my armchair: the present masked as presence”
Andrea Tippel grew up in a bourgeois artistic milieu. In the 1960s, she studied acting at the famous Max Reinhardts Seminar in Vienna and Berlin. After completing her education in 1969, she decided against an acting career, choosing instead to study philosophy and psychology at the university of Munich, Hamburg and Berlin. The broad thematic foci characterising her interdisciplinary background define much of her art with its rich allusions.
In the early 1970s, Andrea Tippel moved to Berlin, where she met Fluxus affiliated artist Tomas Schmit. Tippel not only shared a love affair with Schmit, but also a passion for drawing. During their relationship, they developed a unique approach to this medium. Their conceptual style concerned itself not with the idea of representation, but rather looked to the visual reflection of phenomena. Here, the discovery of surprises trumps the aesthetic of reproduction and beauty. At the center of their collaboration lies the negotiation of the relationship between image and text. Even after they split, Schmit and Tippel remained focused on this issue, continuing to mutually influence each other.
Tippel’s drawings are steeped in personal thoughts and ideas, allowing viewers to deeply engage with her mental processes. Part of Tippel’s idea generation is the production of sketches, calculations, diagrams, and drafts. These come to represent what is pondered, interrupted, started, finished and left undone. Sometimes her drawings tell a unique story or represent a piece in a very musical sense. Other times they are grouped together conceptually in large cycles of up to 2,000 works. Each drawing includes complexity, meaningfulness and philosophical depth coupled with a sense of cheerfulness and fearlessness about corny jokes.
The brilliant interplay of humor and poetry in Andrea Tippel’s work is not only evident in her drawings, but also shines through in her idiosyncratic and exquisitely designed artist books. The edition “Auf Blesshuhnfüßen”, which was published in 1987 by her longtime artist friend Dieter Roth, is just one striking example to name.
Besides drawings and artist’s books, Andrea Tippel’s oeuvre includes a large number of sculptures and object in which, similar to her drawings, everyday life is reflected.
Boa-basedonart is pleased to present a wide selection of her drawings, artist’s books and some objects from the series “Wegwerfe” which have not been yet been exhibited.
Andrea Tippel’s works are in numerous private and public collections, including the Rene Block Collection, the Collection of the Berlinische Galerie in Berlin and the Collection of the Kolumba Museum, Cologne. From 1997 to 2010, she also taught as a professor at the University of Fine Arts in Hamburg.
We thank Claudia Wetzel and Prof. Dr. Marc Schulz of the Andrea Tippel Archive for their kind cooperation.
On the occasion of her 77th birthday, a publicly accessible online catalogue raisonné has been published: www.andreatippel.de.
Opening 26.11.2022 | 3–8pm
open 27.11.– 15.01.2023 | Thu – Fri 2 – 6 pm | Sat 12 – 4 pm and by appointment
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Als Niederschriften des Nachdenkens, das von großer Offenheit geprägt ist, lässt sich das Werk der 1945 in Hirsau (Schwarzwald) geborenen und 2012 in Berlin verstorbenen Künstlerin lesen. Schließlich will Andrea Tippel, so im Gespräch mit dem Philosophen Hans-Joachim Lenger, „nämlich wissen, was hier los ist, mit uns und um uns herum.“
Andrea Tippel wuchs in einem bürgerlich-künstlerisch geprägten Umfeld auf. In den 1960er-Jahren lernte sie Schauspiel am berühmten Max Reinhards Seminar in Wien und Berlin. Nach Abschluss ihrer Ausbildung entschied sie sich 1969 gegen eine Karriere als Schauspielerin und studierte Philosophie und Psychologie an den Universitäten in München, Hamburg und Berlin.
Dieser breite thematische Fokus definiert auch ihre anspielungsreichen künstlerischen Arbeiten.
Anfang der 1970er-Jahre zog sie endgültig nach Berlin und lernte dort den bisher vor allem im Umfeld von Fluxus arbeitenden Künstler Tomas Schmit kennen. Mit Schmit verband Tippel nicht nur eine Liebesbeziehung, sondern auch die Leidenschaft für das Zeichnen.
Gemeinsam entwickelten Andrea Tippel und Tomas Schmit in den Jahren ihrer Partnerschaft einen einzigartigen Umgang mit diesem Medium.
Dieser zusammen entworfene Stil des konzeptionellen Zeichnens misst sich nicht an der Idee des Abbilds, sondern an der der visuellen Reflexion von Phänomenen – er orientiert sich also nicht an der Ästhetik der Wiedergabe oder Schönheit, sondern der Entdeckung von Überraschungen. Im Kern steht das Ausloten des Verhältnisses von Schrift und Bild. Während dieser Schaffensperiode entstanden zahlreiche aufeinander bezogene Zeichnungen. Auch nach der Trennung von Tippel und Schmit ist der Einfluss der beiden Künstler*innen auf das jeweilige Werk des anderen offensichtlich.
Zu Zeichnung gewordenes Nachdenken und Philosophieren lassen die Betrachter*innen der Werke Andrea Tippels auf sehr lebendige Weise an den Ideen- und Denkprozessen der Künstlerin teilhaben. Dabei gehören zur Entwicklung einer Idee und somit zur Zeichnung Skizzen, Rechnungen, Diagramme und Entwürfe. Sie sind Angefangenes, Abgebrochenes, Angedachtes und Zuendegedachtes. Manche der Zeichnungen erzählen eine eigene Geschichte oder stellen ein Stück im Sinne der Musik dar, andere sind als konzeptionelle Werkgruppen angelegt, die bis zu 2.000 Zeichnungen umfassen. Dabei sind die Zeichnungen sowohl komplex, bedeutungsschwer und philosophisch, als auch heiter und ohne Furcht vor Kalauern.
| Dieses geniale Zusammenspiel von Humor und Poesie in den Arbeiten von Andrea Tippel zeigt sich auch in ihren eigenwilligen und vortrefflich gestalteten Künstlerbüchern, wie zum Beispiel der Edition „Auf Blesshuhnfüßen“, welche 1987 im Verlag ihres langjährigen Künstlerfreundes Dieter Roth erschienen ist.
Andrea Tippels künstlerisches Werk umfasst neben Zeichnungen und Künstlerbüchern auch eine große Anzahl von Skulpturen und Objekten, in den denen sich ähnlich wie in ihren Zeichnungen auch ihr alltägliches Leben und Denken widerspiegelt. Boa-basedonart freut sich, eine umfangreiche Auswahl ihrer Zeichnungen, Künstlerbücher und einige bis dato noch nicht ausgestellte Objekte aus der Werkreihe „Wegwerfe“ präsentieren zu können. Andrea Tippels Werke sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen, u.a. der Sammlung Rene Block, Sammlung der Berlinischen Galerie, Berlin, und der Sammlung des Kolumba Museum, Köln vertreten. Von 1997 bis 2010 lehrte sie als Professorin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Wir danken Claudia Wetzel und Prof. Dr. Marc Schulz vom Andrea Tippel Archiv für die freundliche Zusammenarbeit. Anlässlich ihres 77. Geburtstages ist ein öffentlich zugängliches online Werkverzeichnis erschienen: www.andreatippel.de Eröffnung: 26.11.2022 15–20 Uhr |